M: info@tgd.de    |    T: +49(0)30-896 83 81 0

FÜNF THESEN DER TÜRKISCHEN GEMEINDE IN DEUTSCHLAND ZUR STUDIE

Montag, der 26. Januar 20092009, Bildung und Kultur, Pressemitteilungen, Themen

1)      Es handelt sich um eine kumulierte Unterschichtproblematik bei der türkischen Bevölkerungsgruppe.

Aus der Türkei ist überwiegend eine bestimmte Schicht angeworben worden. Rd. 80% der türkischen Bevölkerung in Deutschland gehört einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten an (vgl. 13% der deutschen Bevölkerung).

Der Weitergabe der Bildungsferne, der Arbeitslosigkeit und der Sozialhilfekarriere muss Einhalt geboten werden.

Eine schichtspezifische Studie würde mehr Licht in die Beurteilung der Probleme bringen. Andere Untersuchungen zeigen, dass insbesondere bei der türkischen Unterschicht der Schichtwechseldrang durchaus da ist. Diese Indikatoren müssten intensiver beleuchtet und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung getroffen werden.

2)      Daten sind nicht umfassend.

Die soziologische und bildungsmäßige Ausgangssituation der Einwandererfamilien aus der Türkei wurde ausgeblendet. Die soziopsychischen Aspekte und Diskriminierungserfahrungen hätten ebenso berücksichtigt werden müssen.

3)      Partizipation und Empathie stärken.

Die rechtliche Partizipation –insbesondere in Form der Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit unter Gewährleistung der Mehrstaatlichkeit- sollte erweitert werden. Die Wichtigkeit dieser Dimension zeigt die Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, die nachweist, dass eine Einbürgerung direkte positive Folgen für den wirtschaftlichen Erfolg von Migrant/innen hat.

Die Aufnahme- und Einwanderergesellschaften sind aufgefordert, aufeinander zuzugehen, jeweils die andere verstehen versuchen, denn Eingliederung hat einen großen psychischen Faktor.

4)      Menschen mehr zutrauen – Angebote machen.

Internationale und nationale Bildungsstudien zeigen, dass das Bildungssystem alle Kinder – unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft -aus sozial- und bildungsschwachen Familien benachteiligt.

Sie zeigen auch, dass deren Kinder relativ selten aus dieser Lage heraufsteigen können.

Es müssen zielgruppengerechte Angebote eingeführt werden. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um Sonderprojekte, sondern um Ergänzung der Regelangebote handeln muss.

Migrantenspezifische Fragen und Methoden müssen Bestandteil der Erzieher-, Lehrer- und SozialarbeiterInnenausbildung werden.

In jeder Schule sollten Sozialarbeiter/innen eingestellt werden, die sich ausschließlich um die Elternarbeit zu kümmern haben. Ggf. ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz zu novellieren, anstelle der Reperaturarbeit sollten Präventivmaßnahmen finanziert werden.

Die Eltern sind in das Schulleben zu integrieren. An jeder Schule sind „Elternakademien“ einzurichten, an denen die Eltern ihre Rechte und Pflichten lernen können. Auch an eine Teilnahmepflicht kann nachgedacht werden.

5)      Vorbilder schaffen.

In einer konzertierten Aktion sollten Vorbilder aus der eigenen Bevölkerung gezielt in der Eltern- und Communityarbeit eingesetzt werden.