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Stellungnahme zur Studie: Bildungschancen für Migranten: gleich gut, gleich schlecht?!

Dienstag, der 21. August 20122012, Bildung und Kultur, Pressemitteilungen, Themen

Die Türkische Gemeinde in Deutschland begrüßt Studien, die Bildungsbenachteiligung von Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund aufdecken und Lösungsvorschläge unterbreiten. Dazu gehören in diesem Zusammenhang die Grundschulempfehlungen. Die neuveröffentlichte Studie bestätigt weiterhin die bisherige Ungleichbehandlung im deutschen Schulsystem. Zwar wird auf den Aspekt der sozialen Herkunft eingegangen, welcher sich auf eine Gymnasialempfehlung negativ auswirken kann und somit den Migrationshintergrund als Kriterium ausschließen würde. Jedoch ist weiterhin die Rede von bestimmten „Vorannahmen“ seitens der Lehrkräfte, welche Stereotype wie „leistungsschwach“ oder „unmotiviert“ mit dem Migrationshintergrund der Schülerinnen und Schüler in Verbindung bringen. Link zur Studie Eine Gymnasialempfehlung wird nur dann erteilt, wenn die Migrantenkinder vergleichbare schulische Leistungen aufweisen und die Eltern einer ähnlichen Sozialschicht angehören, wie die der Kinder ohne einen Migrationshintergrund. Wenn Leistungen verglichen werden sollen, so müssen die Bildungsvoraussetzungen mitberücksichtig werden. Gerade die sprachliche Kompetenz ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung. In der Studie geht es um Kinder, die zweisprachig aufwachsen und die deutsche Sprache als Zweitsprache erlernen. Zweisprachige Kinder erbringen „vergleichbare bzw. gute Leistungen“, wenn die Schule Maßnahmen ergreift, indem sie z.B. den Erwerb der deutschen Sprache systematisch unterstützt. Die Autorin geht in ihrer Arbeit darauf ein, dass in Bezug auf die Bewertungen der Kinder mit oder ohne einen Migrationshintergrund bei schulischen schlechten Leistungen ein individueller Bewertungsmaßstab angebracht wäre. Nur dieser könne gewährleisten, dass die Voraussetzungen und die Kompetenzen der Schüler individuell beurteilt werden. Beispielsweise zeigen Schulen nachweisbare Erfolge bei der Entwicklung von bildungssprachlichen Fähigkeiten bei Schülerinnen und Schülern, in denen Deutsch als Zweitsprache nicht nur ein Förderschwerpunkt, sondern im Regelunterricht verankert ist. Dieser Ansatz und die Individualisierung sollten nicht nur theoretische Konzepte bleiben, sondern ihre Anwendung im Schulalltag finden. Eine Schlussfolgerung der Studie zeigt, dass wir im Bildungssystem transparente Richtlinien brauchen, die als Grundlage für die Beurteilung herangezogen werden und den Schülern, Eltern und Lehrkräften als Orientierung dienen können. Der Alltag verdeutlicht, dass die Kinder mit einem Migrationshintergrund bei der Vergabe der Gymnasialempfehlung immer noch diskriminiert werden. Selbst im Idealfall erhalten rund 19- 32% der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund eine Gymnasialempfehlung. Bei Schülern ohne Migrationshintergrund liegt der Schnitt bei ca. 45%. Insofern kann noch von keiner Chancengleichheit die Rede sein. Das poltische Ziel heißt, den Bildungsauftrag erfüllen und möglichst vielen Kindern nicht nur die gymnasiale Empfehlung aussprechen, sondern sie darin zu bestärken, das Bildungsziel „Abitur“ zu erlangen.