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TGD kritisiert die emotionsgeleitete Diskussionen der Armenierfrage und ruft weiterhin zur Besonnenheit auf

Donnerstag, der 2. Juni 20162016, Presse, Pressemitteilungen, Themen, Türkei und EU

Unabhängig von dem Bundestagsentscheid am kommenden Donnerstag plädiert die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) bei der Auseinandersetzung mit schmerzhaften Kapiteln des I. Weltkrieges im Osmanischen Reich für eine multiperspektivische Diskussion, die sich von festgefahrenen Positionen loslöst.
Die Türkische Gemeinde in Deutschland sieht in der Debatte eine politisierte und hoch emotionale Diskussion, die eine Normalisierung der armenisch-türkischen Beziehungen erschwert statt erleichtert. Allein die Tatsache, dass die parlamentarische und mediale Diskussion auf den damals noch nicht völkerstrafrechtlich normierten “Völkermord” reduziert wird, zeigt, dass es bei den Initiatoren der Kampagne nicht darum geht, sich für eine bewertungsfreie Realitätsfindung einzusetzen, sondern vielmehr darum, in den aktuell angespannten Beziehungen mit der Türkei ein Zeichen zu setzen. Unglücklicherweise verliert die breite Öffentlichkeit in Deutschland durch diese schwarz-weiße Instrumentalisierung jede Chance auf eine sachliche Diskussion in dieser Frage, die den historischen Fakten gerecht würde.
Die TGD wiederholt bei der Auseinandersetzung mit der Armenierfrage die Forderung nach folgenden lösungsorientierten Maßnahmen:

  • Die Gründung einer Kommission aus unabhängigen Historikerinnen und Historikern, die sich paritätisch aus armenischen und türkischen aber auch anderen international renommierten Historikerinnen und Historikern zusammensetzt.
  • Eine Öffnung der Archive in der Türkei und Armenien für die o.g. Expertenkommission
  • Eine abschließende Ergebnispräsentation der o.g. Kommission vor der Weltöffentlichkeit

Anstatt eines parlamentarischen Beschlusses, in dem es ausschließlich um den Begriff des “Völkermordes” geht, empfiehlt TGD dem Deutschen Bundestag, die Bundesregierung zu einer Initiierung eines unvoreingenommenen Dialogs in dem Sachverhalt aufzufordern. So sollten in Deutschland Projekte gefördert und umgesetzt werden, die einen Beitrag dazu leisten, Menschen aus den beiden Ländern zusammenzubringen.
Ein einseitiger Beschluss wäre nicht nur historisch und integrationspolitisch fatal, sondern würde die Entfremdung der Deutschlandtürken, die in überwältigender Weise die einseitige Darstellung der Ereignisse als “Völkermord” ablehnen, nur fördern.