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Kultursensible sexuelle Orientierung – „Andrej ist anders und Selma liebt Sandra“ – Modellprojekt bei der TGBW – Mitwirkung beim CSD

Freitag, der 17. Juli 2015aus den Mitgliedsorganisationen

Pressemitteilung – Projektbekanntgabe und Einladung für Ihre Berichterstattung zu Talkrunde am 21.07.15 und CSD-Abschlusskundgebung am 25.07.15

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Projekt „Kultursensible sexuelle Orientierung“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms Demokratie leben! gefördert. Geleitet von der TGBW, wird das Vorhaben als interkulturelles/ kultursensibles und interreligiöses/ religionssensibles Projekt geführt.

Hauptziel des Projektes ist, die persönliche Situation für LSBTTIQ-Jugendliche insbesondere mit Migrationshintergrund zu verbessern. Vielfalt sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität/ Freiheit für die Selbstbestimmung der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität soll möglich sein – ohne dass dies diskriminierende Folgen für die/ den Einzelne_n hat.

Kooperationspartner sind etablierte Organisationen, wie das schwul-lesbische Zentrum Weissenburg, die Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart (IHS), das Landesnetzwerk LSBTTIQ, der Fachverband VLSP (Verband von Lesben und Schwulen in der Psychologie), Jugendringe mit ihren Mitgliedsorganisationen und Jugendeinrichtungen in der Region Stuttgart, sowie viele weitere Kooperationspartner_innen.

Bei der Abschlusskundgebung des diesjährigen CSD Stuttgart, am 25.Juli 2015 ab 18.30 Uhr wird das Projekt von Gökay Sofuoğlu (Vorstand TGBW e.V.) und Joachim Stein (Vorstand Weissenburg e.V.) auf dem Schloßplatz präsentiert.

Bereits am Dienstag, 21. Juli 2015 findet ab 19.30 Uhr, ebenfalls im Rahmen des CSD in der Weissenburg die Talkrunde „In welcher Welt leben wir?“ statt, bei der wir erstmals das Projekt in der breiten Öffentlichkeit vorstellen möchten.

Nähere Informationen zum Projektvorhaben sowie den Veranstaltungen im Rahmen des CSD für Ihre Verwendung anbei. Für Ihre Berichterstattung laden wir Sie herzlich ein und stehen natürlich gerne für Ihre Fragen zur Verfügung.

TGBW-Landesvorsitzender Gökay Sofuoğlu: 0173/ 7930564
TGBW-Projektbüro Heiko Bäßler: 0711/ 888 999 14

 

Projektinformationen

Kultursensible sexuelle Orientierung – “Andrej ist anders und Selma liebt Sandra”

Ein kultursensibler/ religionssenibler Ansatz um eine stärkere Akzeptanz und Verbesserung der Lebenssituation für Jugendliche mit unterschiedlicher sexueller Orientierung oder Identität zu erreichen – insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Gesellschaftliche Entwicklungen und eine vordergründig offene und tolerante Gesellschaft stehen oft in Widerspruch zur Lebensrealität und der persönlichen Situation von Menschen mit unterschiedli-cher sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität (wir verwenden LSBTTIQ: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere Menschen) in Familie, Schule, (Ausbildungs-)betrieben, Firmen, Vereinen, Peers/ Freundschaften. LSBTTIQ erfahren lei-der immer noch Diskriminierung (Ausgrenzung, Ablehnung, Verspottung) und werden Opfer psychi-scher und struktureller oder tatsächlicher Gewalt – oder müssen zumindest damit rechnen.

Eine besonders schwierige Situation haben Jugendliche/ junge Erwachsene mit Migrationshintergrund die aus Familien/ Communities aus konservativ-traditionellen und stark religiösen Herkunftsländern kommen. Diese haben oft keine Chance ihre sexuelle Orientierung in ihrem persönlichen Umfeld offen zu leben – die psychische Belastung und der persönliche Leidensdruck sind sehr hoch. Auch die eigene Akzeptanz anders sexuell orientiert zu sein (inneres Coming-Out), gelingt vielen Migranten_innen durch die Erziehung, die teils sehr religiös und traditionell geformt ist äußerst schwierig. Mit unserem Projekt möchten wir die persönliche Situation für LSBTTIQ-Jugendliche insbesondere mit Migrationshintergrund verbessern. Vielfalt sexueller Orientierung und geschlecht-licher Identität/ Freiheit für die Selbstbestimmung der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität soll möglich sein – ohne dass dies diskriminierende Folgen für die/ den Einzelne_n hat. Unser Ansatz ist dabei interkulturell/ kultursensibel und interreligiös/religionssensibel! In einem ersten Schritt geht es um kulturelle/ religiöse Schwellen, Grenzen, Ängste: Was geht? Was geht nicht? Was geht wann und wie doch? Was ist gewollt, erlaubt, geduldet, nicht gern gesehen, sanktioniert, unmöglich? Welche Tabus gibt es? Gibt es Ideen warum, woher?

Ziel ist ein interkulturelles, interreligiöses Verständnis und die Auseinandersetzung mit Werten, Normen und Funktionsweisen in den einzelnen Kulturen und Communities. In einem zweiten Schritt geht es darum, kultursensible Strategien zu erkennen und weiterzuentwickeln.

Welche Lösungen, Lebensentwürfe, Alternativen gibt es bisher (z.B. Doppel-Leben in zwei komplett getrennten Welten, Bruch mit dem bisherigen Leben/ der Familie, Auswanderung,…)? Was funktioniert gut/ nicht gut? Was sind die Vor- und Nachteile? Welcher Weg hat welchen Preis? Welche begünstigenden Faktoren können helfen? Welche möglicherweise neuen/ wenig genützten Spielräume ergeben sich aus den Erkenntnissen?

Ziel ist die Verbesserung der Lebenssituation durch Handlungsalternativen und gegenseitiges Verständnis für LSBTTIQ-Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Die mit den Jugendlichen und Erwachsenen aus den einzelnen Communities erarbeiteten Erkenntnisse sollen dokumentiert und aufbereitet, und im Anschluss für Beratung/ Anlaufstellen/ Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Angesetzt werden soll an den in Deutschland/ Großraum Stuttgart großen Einwanderung-Communities mit konservativtraditionellem und stark religiösem Hintergrund. Hierzu gehören die türkischen Communities aber auch Einwanderungsgruppen aus Russland, den baltischen Staaten, den Balkanländern oder Nordafrika.

Mit der Trägerschaft durch die TGBW, einer der größten Dachverbände von Migrantenorganisation in Baden-Württemberg wird das Vorhaben als interkulturelles/ kultursensibles und interreligiöses/ religionssensibles Projekt in besonders guter Weise möglich. Bereits die Übernahme der Träger-schaft durch eine türkische Migrantenorganisation hat Bedeutung und ermöglicht den Zugang zu verschiedenen Zielgruppen. Dies wird ergänzt durch die Zugänge und das fachliche Know-how des schwul-lesbischen Zentrums Weissenburg, der Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart (IHS), des Landesnetzwerks LSBTTIQ, dem Fachverband VLSP (Verband von Lesben und Schwulen in der Psychologie), den großen Jugendringen mit ihren Mitgliedsorganisationen und Jugendeinrichtungen in der Region Stuttgart sowie die Zusammenarbeit mit vielen weiteren Kooperationspartner_innen aus dem Bereich Psychologische Beratung, Migrant_innenorganisationen (unterschiedlicher Her-kunftsländer) und Jugendarbeit. Mit dem Modellprojekt arbeiten Träger_innen und Facheinrichtun-gen aus den Bereichen Migration/ Mitgrant_innenselbstorganisationen, LSBTTIQ, Psychologische Beratung/ Beratungseinrichtungen und psychosoziale Betreuung sowie Jugend-/ Jugendsozialarbeit in hervorragender Weise zusammen und gewährleisten so das notwendige fachliche Knowhow und vielfältige Zugänge zu den unterschiedlichen Zielgruppen.

Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms Demokratie leben!

Träger für das Kooperationsprojekt ist die TGBW. Die TGBW macht aber nur den Anfang und geht das Thema in den Migrantencommunities an. Um die verschiedenen Aspekte und Zielgruppen für dieses komplexe Thema abdecken zu können, möchten auch die IHS und Weissenburg mit ergän-zenden eigenen Projekten einen weiteren Beitrag leisten. Auch hierfür wurden bereits Projektförder-anträge gestellt – und sobald die Finanzierung steht, kann das Thema auch über die LSBTTIQ-Verbände in der Region Stuttgart nochmal richtig Fahrt aufnehmen.

Aktuell befindet sich das Projekt in der Startphase und die notwendigen Kontakte werden aufgebaut. Interessent_innen können sich gerne in der TGBW-Geschäftsstelle melden. Projektbüro Heiko Bäßler, Tel: 0711/ 888 999 14, Email: baessler@tgbw.de

Abschlusskundgebung CSD Stuttgart

Das Projekt Kultursensible sexuelle Orientierung wird am 25. Juli 2015 bei der jährlich stattfinden-den Parade „Christopher Street Day Stuttgart“ ab 18.30 Uhr von Herrn Joachim Stein (Vorstandsmitglied des Weissenburg e.V.) und Herrn Gökay Sofuoğlu (Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde Baden-Württemberg e.V.) bei der Abschlusskundgebung vorgestellt. Unter den Rednerin-nen und Rednern werden unter anderem Persönlichkeiten wie Fritz Kuhn (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart und diesjähriger CSD-Schirmherr), Alfonso Pantisano (Sprecher der Initiative Enough is Enough – Open Your Mouth) und Christoph Michl (Mitglied des Vorstands der IG CSD Stuttgart e.V.) sprechen.

in der Weissenburg zu Projekt kultursensible sexuelle Orientierung

Am Dienstag den 21.Juli 2015 wird ab 19.30 Uhr in Weissenburg unter der Anmoderation von Joachim Stein im Rahmen der Talkrunde das Gemeinschaftsprojekt „Andrej ist anders und Selma liebt Sandra“ von TGBW, Weissenburg, Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart und weiteren Part-ner_innen aus den Bereichen LSBTTIQ, Interkultur und Jugendarbeit vorgestellt.

Unter andern wird Frau Adler (Vertreterin vom Förderprogramm Demokratie leben) bei der Veran-staltung anwesend sein.

Wir freuen uns über eine anregende Diskussionsrunde und Abschlusskundgebung und laden sie recht herzlich zu den Veranstaltungen ein.

Talkrunde „In welcher Welt leben wir?“

Als Migrant_in lesbisch, schwul oder transsexuell zu sein, stellt besondere Herausforderungen an die eigene Lebenswelt. Kann eine Integration der sexuellen Orientierung oder anderen Geschlechtsiden-tität in meiner Community gelingen? Gibt es überhaupt eine Offenheit bei Migrant_innen für dieses Thema? Behindern religiöse Vorschriften ein Coming out?

Eine Talkrunde mit dem Landesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde Baden-Württemberg, der Integrationsstelle der Stadt Stuttgart (Herr Gari Pavkovic, Integrationsbeauftragter Stadt Stuttgart) und dem Forum der Kulturen (Herr Rolf Graser). Die Fragen stellt Joachim Stein von der Weissenburg.

Zu Gast sein wird auch eine Vertreterin des Programms Demokratie Leben! vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA).

Dienstag, 21. Juli 2015, 19.30 Uhr Weissenburg

Im Rahmen der Talkrunde wird ein neues und innovatives Gemeinschafts-Projekt von TGBW, Weis-senburg, Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart und weiteren Partner_innen aus den Bereichen LSBTTIQ, Interkultur und Jugendarbeit vorgestellt:

Kultursensible sexuelle Orientierung – “Andrej ist anders und Selma liebt Sandra”
Türkische Gemeinde Baden-Württemberg e.V. und schul-lesbisches Zentrum Weissenburg e.V.

Es geht um besondere Rahmenbedingungen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Mig-rant_innencommunities; Wo sind Zugänge, wo Blockaden? Wie kann gegenseitiges Verstehen her-gestellt werden? Welche Lebensentwürfe und Strategien haben die jungen Menschen um ihre Sexua-lität leben zu können?

Mit diesem neuen Projekt und einem interkulturellen und religionssensiblen Ansatz machen wir uns auf den Weg…

Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms Demokratie leben!