M: info@tgd.de    |    T: +49(0)30-896 83 81 0

ATÖF: Zweisprachigkeit ist unser Reichtum

Gemeinsame Erklärung der Türkischen Lehrervereine anlässlich zum Tag der Muttersprachen

Jeder Mensch hat ein Recht auf seine Muttersprache und das Recht sich in dieser zu entfalten. Um diesem Anspruch zu genügen, müssen die Herkunftssprachen auch im Unterricht gefördert werden. Davon sind unsere Schulen noch weit entfernt.

Die türkische Sprache, die beispielsweise zu einer der meist gesprochenen Sprachen in Deutschland zählt, wird an deutschen Schulen  unzureichend gefördert und wertgeschätzt. Sie zählt, wie einige andere Herkunftssprachen, auch nicht zu den sogenannten Prestigesprachen und wird somit im Bereich der Bildung daher wenig berücksichtigt und somit als Bildungssprache nicht anerkannt. Diesem muss entgegengewirkt werden!

Gerade im Zuge der Globalisierung ist die Mehrsprachigkeit eine kostbare Ressource, die wirtschaftliche und kulturelle Vorteile in sich birgt und daher geschützt und gefördert werden muss. Zweisprachig aufwachsende Menschen kennen und agieren in zwei Kulturen und können leichter interkulturelle Beziehungen aufbauen. Die Ressource der Mehrsprachigkeit nicht zu nutzen, ist die Verschwendung einer kostbaren Kompetenz.

So können beispielsweise die Kompetenzen in der Herkunftssprache sich positiv auf das Miteinander in den Familien auswirken, da Kinder und Jugendliche ohne ausreichende sprachliche Kenntnisse den Dialog mit ihren Familien nur unzureichend führen können. Bildungserfolge sind keineswegs durch Zufälle bestimmt. Bildungssprachliche Kompetenzen in der Herkunftssprache unterstützen die Entwicklung der Sprachkompetenz in allen anderen Sprachen. Diese Ressource muss jedoch stärker genutzt und entwickelt werden, um die schulischen Erfolgschancen zwei- und mehrsprachiger Kinder und Jugendlicher zu erhöhen. Außerdem wird die Wertschätzung und damit auch Förderung der Herkunftssprachen zu einem größeren Selbstwertgefühl der in Deutschland lebenden Migranten führen.

Wer unsere Demokratie stärken will, muss die Mehrsprachigkeit als unverzichtbare Ressource für unseren Zusammenhalt stärken. Mehrsprachigkeit ist keine abstrakte Vorstellung, sie ist Ausdruck einer globalisierten Welt, sie bildet die Identität vieler Menschen in der Gesellschaft  ab und sie ist ein Schatz!

Anlässlich zum Tag der Muttersprachen fordern wir daher:

1. Der Mutter-/Herkunftssprachenunterricht im Türkischen muss bereits in Kindergärten und Vorschulen angeboten werden.
2. Türkisch muss von der Grundschule an, (als versetzungsrelevantes Fach und gleichberechtigt mit anderen Fächern) als  mutter-/herkunftssprachlicher Unterricht, an weiterführenden Schulen als Wahlpflichtunterricht angeboten werden.
3. Türkisch muss in das Register der Fremdsprachen aufgenommen und auch für Nichtmuttersprachler angeboten werden. Türkisch muss  in allen Bundesländern als Abiturfach bzw. Prüfungsfach zugelassen werden.
4. Türkisch muss von für dieses Fach ausgebildeten Lehrer/-innen (mit geeigneten  Unterrichtsmaterialien) unterrichtet werden. Für die vorhandenen Lehrer/-innen  müssen die Bundesländer, die dafür notwendigen Fort-/Weiterbildungen anbieten.
5. Die Anzahl der Universitäten/Hochschulen, die Türkisch in der Lehramtsausbildung anbieten, sollte nicht verringert, sondern vermehrt werden. In diesem Zusammenhang sollte das geplante Auslaufen des Lehramtsstudiums des Faches Türkisch an der Universität Hamburg zurückgenommen werden.
6. Es sollte ein für alle Bundesländer gültiges Curriculum für den Türkischunterricht in der Lehramtsausbildung erstellt werden.

Bilge Yörenç (stellvertretende Bundesvorsitzende)
Bund der Türkischen Lehrervereine in Deutschland
Almanya Türk Öḡretmenler  Dernekleri Federasyonu (ATÖF)

Die Pressemitteilung als PDF