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PM: Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts: historische Chance nicht verpassen! Kundgebung in Berlin am 30.11 – 10 Uhr

Dienstag, der 28. November 20232023, Allgemein, Presse, Pressemitteilungen, Startseite

Pressemitteilung vom 28. November 2023

Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts: historische Chance nicht verpassen! Kundgebung in Berlin am 30.11 – 10 Uhr

Die Türkische Gemeinde in Deutschland e.V. sowie weitere Organisationen des Bündnisses Pass(t) uns allen”  fordern anlässlich der ersten Lesung des Gesetzes zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts die Abgeordneten auf, die zahlreichen Einschränkungen in dem Entwurf zurückzunehmen. Hierzu veranstaltet das Bündnis am 30. November eine Kundgebung vor dem Deutschen Bundestag.

„Das Bündnis „Pass(t) uns allen“ fordert, die historische Gelegenheit zu nutzen, das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht umfassend zu modernisieren, das Gesetz im parlamentarischen Verfahren nachzubessern und an die Realitäten einer vielfältigen und demokratischen Migrationsgesellschaft anzupassen. Dazu gehört neben der Rücknahme der vorgesehenen Verschärfungen und der Möglichkeit, mehrfache Staatsangehörigkeiten zu besitzen, eine unbürokratische Einbürgerung für alle, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und ein uneingeschränktes ius soli“, erklärt Olga Gestenberger, Geschäftsführung von With Wings and Roots e.V. und Koordinatorin des Bündnisses.

Einschränkungen – zu viele bleiben außen vor

Konkret kritisiert das Bündnis, dass mit dem neuen Gesetz nun auch Personen, die unverschuldet in die Lage geraten sind, ihren Lebensunterhalt nicht sichern zu können – wie zum Beispiel viele Alleinerziehende, Rentner*innen, Menschen mit Behinderungen und ihre pflegenden Angehörigen – das Recht auf Einbürgerung vorenthalten wird. Durch diese Änderung wird eine Anspruchsregelung durch eine Härtefallregelung ersetzt, die absehbar nur in wenigen Fällen greifen wird.

„Es ist unangebracht, kulturelle Vorbehalte, die Raum für Diskriminierung eröffnen, in diese historische Reform zu verankern, für die wir und andere seit Jahrzehnten kämpfen“, sagt Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. „Es ist reine Symbolpolitik, wenn es im Gesetz heißt, dass die Missachtung der Gleichberechtigung von Mann und Frau den Ausschluss von der Einbürgerung bedeutet.

Aslıhan Yeşilkaya-Yurtbay, Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V., ergänzt: „Ähnlich verhält es sich mit den antisemitisch oder rassistisch motivierten Handlungen – alles Dinge, die sowieso gegen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verstoßen und damit auch jetzt schon den Ausschluss von einer Einbürgerung bedeuten. Diese expliziten Formulie-rungen sollen ganz bestimmte Menschen in unserer Gesellschaft treffen und die Botschaft kommt bei diesen Menschen auch an.“

Das Bündnis ist zudem enttäuscht, dass der Gesetzentwurf Staatenlose und langjährig Geduldete nach wie vor nicht berücksichtigt. Ihr Status wird in den meisten Fällen an die Kinder vererbt. So bleiben Tausende Kinder, die hier geboren werden, weiterhin von der deutschen Staatsangehörigkeit ausgeschlossen.

Verbesserungen – richtige Richtung, aber unzureichend

Das Bündnis begrüßt die in dem Entwurf enthaltenen substantiellen Verbesserungen für zugewanderte Menschen. So sollen zukünftig alle Einbürgerungsbewerber*innen die Möglichkeit haben, ihre bisherige Staatsangehörigkeit neben der deutschen beizubehalten. Außerdem werden sinnvollerweise die für eine Einbürgerung notwendigen Voraufenthaltszeiten auf fünf bis drei Jahre verkürzt (bisher galt acht bis sechs Jahre).

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Kundgebung

Vertreter*innen des Bündnisses „Pass(t) uns allen” laden herzlich ein, an der Kundgebung teilzunehmen, bei der die oben angeführten Kritikpunkte detailliert erläutert werden. Zum Abschluss schildern Rezan Shekh, Muslim und Mitglied der Selbstvertretungsgruppe NOW! Nicht ohne das Wir und Karsten Dietze, Handicap International e.V., die Auswirkungen des Gesetzentwurfs auf Menschen mit Behinderung und pflegende Angehörige.

Datum: 30.11.2023, 10-11 Uhr
Ort:  Platz der Republik / Wiese vor dem Bundestag

Anwesende:

  • zahlreiche Nichtregierungsorganisationen wie PRO ASYL, Türkische Gemeinde in Deutschland e.V., RomaniPhen/Bundes Roma Verband e.V ., Statefree e.V. Migrationsrat Berlin e.V., Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e.V. und weitere Organisationen des Bündnisses „Pass(t) uns allen”
  • Mitglied des Deutschen Bundestages, Hakan Demir, und ggf. weitere Politiker*innen

Weitere Informationen

Eine ausführlichere Betrachtung der Reform zum Staatsangehörigkeitsrecht der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. finden Sie hier.

Eine Stellungnahme des Bündnisses „Pass(t) uns allen” sowie ein „Konzeptpapier für ein gerechtes Staatsangehörigkeits-, Einbürgerungs-, und Wahlrecht“ finden Sie hier.

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Pressekontakt
Kaan Bağcı
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.
015206862206
kaan.bagci@tgd.de