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Feldzug gegen den Terrorismus: »ja« – versteckter Feldzug gegen den Islam: »nein!«

Mit nichts können Terroranschläge entschuldigt werden, nicht der in den USA und auch nicht anderswo in der Welt. Noch verbrecherischer und abscheulicher ist es, wenn Tausende von Menschen unter dem Deckmantel einer religiösen Begründung und Motivation getötet werden. Der Terror muss, mit welcher Begründung auch immer, als Feind der Menschheit mit allen rechtsstaatlichen Mitteln unnachgiebig bekämpft werden. Dies war immer und ist auch heute unsere Position.

Mit Sorge beobachten wir jedoch, dass die barbarischen Terroranschläge in den USA von manchen Menschen auf der Straße, am Arbeitsplatz, in den Medien und in der Politik benutzt werden, um Muslime in Deutschland als potentielle Sympathisanten der Terroristen zu diskreditieren.

Es ist aber unentschuldbar, die Ängste der Menschen in einer Situation der tiefsten Betroffenheit und berechtigter Empörung für die eigene parteipolitischen Ziele und gegen die Einwandererbevölkerung benutzen zu wollen.

Den Islam als Feindbild und als Gefahr, die Muslime als potentielle Feinde für die westliche Welt zu sehen und damit einen Kampf der Kulturen oder Religionen heraufzubeschwören, wäre dumm und töricht und genau das, was die fanatischen Islamisten und Terroristen erreichen wollen. Selbst einige islamischen Länder, darunter auch die Türkei, litten und leiden seit Jahren unter den Terroranschlägen fanatischer Gruppen. Der Terror und Terrorismus haben mit dem Islam genau so wenig zu tun, wie das Christentum mit Anschlägen in Irland und Spanien.

Es hat immer Menschen und Parteien gegeben, die eine Religion für die eigenen politischen und ökonomischen Interessen eingesetzt haben. Der Missbrauch der Religion für politische Ziele muss entschieden bekämpft werden. Mit diesem Ziel Gesetzesänderungen vorzunehmen, findet unsere volle Unterstützung. Deshalb hat der Laizismus, die Trennung von Staat und Religion, in der Türkei Verfassungsrang und wird als einer der wichtigsten Eckpfeiler des Staates gehütet.

Was wir jetzt brauchen, ist eine Verstärkung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs und Austausches, um gegen den gleichen Feind, nämlich gegen den Terrorismus entschieden vorzugehen. Gerade jetzt haben Politiker, aber auch die Medien – und die meisten von ihnen tun dies vorbildlich – eine große Verantwortung: zu differenzieren zwischen einer Handvoll Verbrechern und der großen muslimischen Bevölkerung, die den Terror überall in der Welt entschieden ablehnt und verurteilt.

Prof. Dr. Hakkı Keskin